Romantische Serenade mit dem Bachchor HeidelbergDer Park vor dem Ansturm der GästeProbe zu Haydns SchöpfungCaecilia Vocale vor der Villa BürklinAbendliches Picknick im Englischen Garten neben der OpernbühneProbe für Rossinis Barbier mit dem ChorDie ZuschauertribüneMark Schnaible als Don GiovanniDer Chor im 50erjahre StilEine historische Vespa wird Opernstar!Und so sehen die Lemuren ausDas gigantische Bühnenbild – das Orchester sitzt direkt dahinter!

Es fing alles damit an, dass Bettina von Guradze, Besitzerin des traditionsreichen Weingutes Dr. Bürklin-Wolf, in den Bachchor Heidelberg eingetreten ist. Mit ihrem Ehemann Christian ging sie im Weingut viele neue Wege, und eines Tages kam sie auf die Idee, ein Konzert in ihrem traumhaft schönen Gutshof in Wachenheim zu veranstalten.

Wir sangen Chormusik der Romantik, Wolfgang Schöne war der Bass-Solist, das Wetter war traumhaft und im Anschluss ans Konzert begab man sich in den herrlichen Park zum Essen. Ein Riesenerfolg!

Ein Jahr später gab es schon die Carmina, und so entwickelte sich ein Reigen von hochklassigen Konzerten unter meiner Leitung, die unter anderem ein Orchesterkonzert mit „La Folia“ aus Mulhouse und Guy Touvron brachte und gipfelte in einer Opern-Gala mit Startenor Vicente Ombuena und einer Aufführung von Haydns Schöpfung.

Mein Kammerchor Caecilia Vocale durfte sich mehrfach beweisen, nicht zuletzt mit einer Aufführung von Händels Messiah und Bachs Hoher Messe – natürlich immer mit Bettina im Sopran I!

Zum 400. Geburtstag des Weingutes wurde ein Musical komponiert und in die eigens dafür komplett umgebaute Scheune gestellt, welche seitdem „Kulturscheune“ heißt und bei schlechtem Wetter der Open-Air-Oper eine wunderbare alternative Spielstätte bietet, darüber hinaus als Probenort hochwillkommen ist. In San Francisco hatte ich in einem Restaurant „The Singing Waiters“ kennengelernt – OpernsängerInnen, die als Kellner und Sänger fungieren. Wir haben daraus die „Swinging Waiters“ gemacht und in zwei aufeinanderfolgenden Jahren dieses Musical erfolgreich auf die Bühne gebracht.

Bettina von Guradze als strahlende Gastgeberin

Bei soviel aufgezählter Musik darf nicht vergessen werden, was aber letztlich das Flair von Wachenheim ausgemacht hat: Die verschwenderische Gastfreundschaft von Bettina, der Hausherrin. Die lukullischen Freuden der „Aftershow-Partys“, die gemeinsamen Mittagessen in Bettinas eigenem Restaurant „Zur Kanne“ in Deidesheim, die Unterbringung in ihren Gästehäusern – noch heute schwärmt Jeder und Jede von diesen wunderbaren Tagen in Wachenheim.

Natürlich kamen wir irgendwann am Thema „Oper“ nicht mehr vorbei. Es fing bescheiden an mit einer Aufführung von Telemanns Pimpinone auf den Treppen von Haus Bürklin, es wurde der Mozart-Sommer daraus, in dem wir jährlich eine Da-Ponte-Oper in kammermusikalischer Formation darboten und gipfelte in drei hinreißenden Produktionen, die dank Bettina in meinem Leben ein Fixstern sind.

Ich dirigierte und führte Regie, entwarf auch noch das Bühnenbild, hatte mit einer Auswahl aus meinen drei Chören eine hoch motivierte Sängerschar und mit den Münchner Bachsolisten und später mit der Thüringen Philharmonie Orchestermusiker, die nicht auf die Uhr schauten, wenn die Probe mal etwas länger dauerte und  zusammen mit den Solisten, dem Chor und der Technik eine fröhliche Gemeinschaft bildeten.

Es begann mit Rossinis „Barbier“. Bettina hatte in ihrem Englischen Garten eine Spielfläche für die Oper errichten lassen, direkt vor einem leerstehenden historischen Gebäude, dazu kam für Auf- und Abgänge eine gigantische Treppe mit mehreren Funktionen und eine fantastische Solistenriege, unter anderem mit Oleg Bryjak als Bartolo und Stefanie Rhaue als Rosina.

Nun mussten wir uns steigern, und da bot sich 2000 eine Mozart-Oper an – Don Giovanni! Den hatte in Frankreich schon unser New Yorker Hausbariton Mark Schnaible gesungen;

Hanno Müller-Brachmann wollte gerne den Leporello geben, Stefanie Rhaue die Elvira, eine tolle Solistenschar, und ich habe das Ganze in das Italien um 1950 verlegt,

was den Damen des Chore zu tollen Kostümen und Frisuren verholfen hat und der alten Vespa des Hofgutes zu einem veritablen Auftritt von Masetto und Zerlina!

Die Höllenfahrt des Don Giovanni war mit einfachen Mitteln und dem Chor als schwarze Lemuren ein besonderes Erlebnis.

Zwei Jahre später haben wir uns an Mozarts Figaro gewagt. Ich hatte die Idee eines zweistöckigen Bühnenbildes, um so viel als möglich von diesen intriganten und gleichzeitig sich begebenden Ränkespielen zeigen zu können. Bettina hat es möglich gemacht und ich bin heute noch stolz auf dieses gigantische Bühnenbild, das wir ja nicht für 20 Repertoire-Vorstellungen haben bauen lassen, sondern gerade mal für zwei Gala-Aufführungen.

Mark Schnaible war der Graf, Felix Speer Figaro, Regina Klepper die Gräfin, Barbara Schedel eine wunderbare Susanna, Oleg Bryjak wie im Barbier Don Bartolo, Max Ciolek in einer hinreißenden Charakterstudio Don Basilio, Mechthild Georg die Marcelline und Antigone Papoulkas  ein schneidiger Cherubino.